Vom sich selbst lieben lernen
geschrieben von Claudia Prinz, am 14.Feber 2020
Dann wieder, erkennt sie sich.
Durch kleine Ritzen und Momente des Leuchtens.
Sie trägt es in ihr. Halb fest, halb lose.
Unbestimmt gefestigt.
Sie ist nicht mehr nur resilient und überlebt durch Erkenntnisse.
Sie steht nun auch für sich gerade. Macht ihr Ding.
Sie verschenkt sich seltener.
Nur mehr gut geprüftem und Auserwähltem.
Mag sein, dieser Zustand ist wandelbar, bleibt er doch für jetzt ihre Wahrheit.
Dass sie nicht mehr jedem Wort der Zuneigung,
jeder Bauchschmeichelei von Außen, und jedem aufgeregt näher kommenden
flimmern ihre Aufmerksamkeit schenkt, hat sie sich hart erarbeitet.
Hin und wieder, aus einer ihr innewohnenden Impulsivität,
aus einer Laune des Moments heraus, lässt sie manches näher heran, und spielt damit.
Doch zumeist lässt sie´s flimmernd
im Außen - sich ausbreiten und wieder vergehen.
Ganz ohne ihr zutun.
Bleibt Beobachtende, lieber außerhalb des Geschehens Stehende.
Zieht ihre Schlüsse daraus und bleibt fern,
oder zieht anderswo platzierten Gedanken und Bildern hinterher.
Die Kleine war von nun an in sicheren Händen.
Sie wurde sozusagen an die Hand genommen.
Bekam eine liebevoll-sanfte Stütze,
mit ehrlichen Antworten und Hilfestellungen,
wenn nötig. Bei Weggabelungen die Angst machten,
oder Fragen, die auftauchten.
Zweifel wurden endlich abgefangen
und in klare Gewissheit verbunden.
Die Wunden geleckt,
und tiefe Schrammen liebkost.
Nichts, dass mehr wild umherflog.
Alles fand seinen Platz.
Alles seine Richtigkeit.
Innewohnende Liebe.
Heranwachsendes Vertrauen.
Auch lernte sie zu unterscheiden,
zwischen echt und unecht.
Brauchte - weniger dringlich.
Zumindest nicht in dieser Phase ihres Lebens.
Sie nährte sich anderswo.
Fand andere Futterquellen, die ihr besser bekamen.
Früher gelang ihr dies kaum.
Sie hatte keinen Filter dafür.
Hielt alles für wahr, lies alles nah heran,
sie durchdringen, durchtränken und einfärben.
Alles was an scheinbarer Lieblichkeit und Zuneigung im Raum schwebte,
sog sie in sich auf, und ließ es ihr entgegen kommen.
Sie verrannte sich in Gassen falscher Liebenswürdigkeit,
verbannte sich in fremde Herzschverschlüsse,
und vergaß auf ihre eigene Lieb´.
Zu anfällig, zu schwerelos, war sie damals.
Verschenkte sich an bittersüße Wortwinde,
närrisch flüchtigen Gesten der Liebe,
und zu schnell erkalteten Küssen.
Ja, sie war eine weitere Süchtige unter Süchtigen.
Ausgestossen, und sich wiederfindend in einem Milieu
von nicht genug Kriegenden, und niemals satt Werdenden.
Sie bog nicht `einfach so´ in diese Gasse.
Es war eine Entscheidung, wenn auch unbewusster Natur,
um sich durch Schmerz und Hunger nach Zuneigung
zu erfahren. Sie wollte tief und immer tiefer in sich fallen,
um schließlich diesen Lichteinfall wieder zu finden.
Und um zu erkennen,
da gibt es mehr für sie, als nur Schmerz.
Mehr auch in ihr, das leuchtet und Licht sucht.
So lernte sie, sich Reptilienhaut anzulegen.
Nun durchzieht sie regelmäßigen Häutungen.
Streift ab, was nicht brauchbar und gut tut.
Erwärmt sich,
an warmen, nährenden, bodennahen Stellen,
und findet dadurch Bewegung und Anmut.
Oftmals erkaltet sie erneut,
in Dunkelheit und Starre.
Wie damals.
Doch die Kälte ist nicht mehr von Dauer.
Das Licht erlischt nun nicht mehr.
Es bleibt und wärmt.
Von innen nach außen.
Mehr als 3 Jahrzehnte brauchte sie,
bis sie lernte sich zu lieben.
Das Licht in ihr zu feiern.
Und nicht mehr völlig in Dunkelheit zu erliegen.